Als sei ihnen ein heiliger Geist erschienen
Vielfältig und mit politischem Bewusstsein: Auf dem gut besuchten Moers Festival kann man sehen und hören, was Jazz 2016 bedeutet
Musik inklusive kritischer Auseinandersetzung mit der Geschichte war schon immer ein Leitmotiv in Moers, wo seit 44 Jahren das wichtigste Treffen für avantgardistische Musik stattfindet. In den 70ern haben hier Größen wie Archie Shepp oder Anthony Braxton gespielt, heute reist die internationale Speerspitze der experimentellen Musik an. Auch in sozialer Hinsicht ist Moers Avantgarde. Bis heute treffen sich dort nicht nur die wandelnden Jazz-Lexika in abgewetzten Sakkos, sondern auch Musik-Hipster, Elektronik-Nerds und Metalfans. Der Anspruch, dabei nicht elitär zu sein, zeigt sich etwa bei den „morning sessions“, bei denen einige Musiker zur Improvisation auf kleinen Bühnen zusammenkommen. Da sie kostenlos sind, ziehen sie auch Interessierte aus Moers und der Region an. Moers eignet sich gut für eine Bestands- aufnahme. Jazz ist 2016 so offen und hybrid wie nie zuvor. (...) Ein Festival, das seit jeher so stilsicher in die Zukunft blickt, und dabei so inklusiv ist wie kaum ein anderes – für Geflüchtete und Kinder ist der Eintritt frei –, darf in einer von Konsumzwang geprägten Eventgesellschaft nicht fehlen.
taz - die tageszeitung, 19.05.2016, Phillip Rhensius
Mag man jetzt etwa keinen Jazz mehr?
Zum 45. Mal: Das Jazzfestival Moers hat nach wie vor alles, hoffentlich auch genug Geld für die Zukunft
Auch die fünfundvierzigste Ausgabe, die elfte unter der künstlerischen Leitung Reiner Michalkes, zeigte eine ungewöhnliche Spannweite: freie Improvisationen und komplexe Kompositionen, konzeptionelle Annäherungen an elektronische Musik oder an Song-Traditionen. Drei Auftragsproduktionen, vier Europa- und acht Deutschland- Premieren unterstrichen diesmal den Mut zum Risiko. Gälte es, eine übergeordnete Devise für das Moers Festival 2016 zu formulieren, wären es wohl die schroffen Kontraste, die im Lauf eines Tages und Abends von Band zu Band entstehen. (...) Atmosphärische Störungen gewitterten hinter den Kulissen schon vor Beginn des Festivals. Zwar sei die in früheren Jahren schwierige finanzielle Lage dank einer Unterstützung des Bundes von 150 000 Euro für die Jahre 2016 bis 2018 entspannt; gleichwohl gebe es Leute, die das Festival gerne anders oder gar nicht weiterführen wollten – so fasste Reiner Michalke die aktuelle Situation zusammen. Auf der Abschlusspressekonferenz sagte der künstlerische Leiter, er habe dem Aufsichtsrat vorgeschlagen, ihn von seinem noch bis 2020 laufenden Vertrag mit sofortiger Wirkung zu entbinden. Es ist zu hoffen, dass die divergierenden politischen Kräfte in Moers das Richtige für dieses renommierte Festival schon tun werden.
FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.05.2016, Norbert Krampf
Narrative Laute
Das Moers-Festival war wieder einmal mehr als Jazz, doch was wird aus seinem Leiter?
Moers liegt in der Nähe von Duisburg. Viele sagen, die Kleinstadt habe das wichtigste Jazzfestival Deutschlands. Allerdings ist das Wort »Jazz« aus dem Titel verschwunden. Das Festival ist über 40 Jahre alt, aber noch so jung wie beim ersten Mal. Es hat den Ruf, ein besonders offenes Festival zu sein. Für freie Musik, für Klein und Groß, Arm und Reich. Ich hab es überprüft und zu Pfingsten die Kinder mitsamt Zelt und ausreichend Ravioli-Dosen ins Auto gepackt. (...) Vier Tage lang war die Festivalhalle in Moers bis zum letzten Platz besetzt. Hier wurde Musik gelebt undgelehrt. Menschen und Kulturen kamen zusammen, um ihren Horizont zu erweitern. Der Händlermarkt vor der Tür gab dem Festival Volksfestcharakter, durch Ermäßigungen, kostenloses Campen sowie die Gratiskonzerte der Sessions und in der Kirche ist es auch erschwinglich. Allerdings gibt es finanzielle und politische Querelen, so dass Reiner Michalke, der künstlerische Leiter des Festivals, am Ende der diesjährigen Veranstaltung bekanntgab, dass er der Moers Kultur GmbH die Auflösung seines Vertrages mit sofortiger Wirkung angeboten hat. Stadt und Land sollte klar sein, was sie mit ihm verlören.
Junge Welt, 19.05.2016, Ulf Schleth
Aufbruch ins Ungewisse – eine Nachlese zum Moers Festival 2016
„Das Moers Festival, das steht für Risiko, für neue Klänge, für ungewöhnliche Klänge, für phantastische Musiker und Musikerinnen und für ein phantastisches Publikum“, sagte vor ihrem Auftritt Carolin Pook, die gegenwärtig als Improviser in Residence in Moers zu Gast ist. „Das moers festival bleibt der musikalische Gegenentwurf zu einer Welt, in der Menschen dabei sind, wieder Grenzzäune hochzuziehen, und es kann vielleicht einen kleinen Beitrag leisten und zeigen, dass Zukunft nur ohne Grenzen lebenswert ist“ – so der künstlerische Leiter Reiner Michalke im Vorwort seines Programms. Zwei Statements vorweg, die die Besonderheit auch des diesjährigen Pfingstereignisses in Moers auf den Punkt bringen.
In diesem Jahr schien das Festival weniger auf die großen Namen der jüngeren Jazzgeschichte abzuheben als – noch stärker als in der Vergangenheit – den Wandel der Szene verdeutlichen zu wollen.
Revierpassagen, 19.05.16, Wolfgang Ciezla
Moers Festival koestert pure improvisatie
Opvallend wederom hoe rijk en gevarieerd improvisatie en vrije muziek kunnen klinken op het Duitse Moers Festival, mede door de vertakkingen van Keulen tot Afrika en van Scandinavië tot Cuba. Absoluut hoogtepunt van deze festivaleditie was het concert van de Belgisch-Noorse groep Warped Dreamer. (...) Net nu het festival op volle toeren begint te draaien in een nieuwe omgeving (het festival verhuisde drie jaar geleden van een circustent naar de Festivalhalle), heeft artistiek directeur Reiner Michalke zijn contract vroegtijdig beëindigd wegens de talrijke subsidieproblemen waarmee hij continu geconfronteerd wordt. Hopelijk zien de betrokken diensten hun fout in, anders zou deze festivaleditie wel eens het einde van Moers kunnen betekenen.
Jazzenzo.nl (NL, BE), 19.05.2016, Georges Tonla Briquet
Machtkampf an der Spitze des Moers-Festivals
Welchen Wert das Moers Festival hat, das zeigte sich vier Tage lang in seltener Strahlkraft. Bei Großformationen wie dem feinsinnig-druckvollen Kölner „Subway Jazz Orchestra“ ebenso wie dem vielfarbig schillernden „Lisbon Underground Music Ensemble“. Mit kubanischer Klaviermusik des jungen „Harold López-Nussa Trio“ und von David Virelles’ Band „Mbókò“, der raffiniert Tradition und Moderne verband, während die norwegisch-belgische Combo „Warped Dreamer“ mit filigran-knackigem Electro-Jazz für Jubel sorgte. Dass man elektronische Sounds auf einem Flügel auch akustisch fabrizieren kann, demonstrierten „Dawn of Midi“ und das Duo „Hauschka & Kosminen“ jeweils in hypnotischer Intensität. Ein unerwartet kraftvoller Hochgenuss war das ungemein dynamische Quartett „Amok Amor“ mit dem hyperaktiven Drummer Christian Lillinger, das genüsslich guten alten Jazz zerlegte und mit viel Spielwitz völlig neu zusammensetzte. Ein starker Auftritt unter vielen guten, der bewies: Reiner Michalke hat alles richtig gemacht – der Rest ist Hoffen, Harren und Bangen. Aber wie sagen erfahrene Moers-Veteranen: „Et hätt noch emmer joot jejange.“
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 18.05.2016, Sven Thielmann
Musik ganz nah am Puls der Zeit
Über Pfingsten pilgern Jazzfreunde – oder Freunde der improvisierten Musik – seit vielen Jahren nach Moers. Auch die 45. Auflage des Festivals, die elfte unter der künstlerischen Leitung von Reiner Michalke, hatte es wieder in sich. Das Moers Festival ist immer wieder wie eine Überraschungstüte, die das Publikum mit neuen Klängen und unerwarteten Formationen beglückt. Wenn man Moers mit dem Jazzfestival in Viersen vergleichen will, ist man in Moers ungleich experimentierfreudiger und hält sich auch nicht nur ans Genre Jazz, sondern hat sich mit dem Begriff der improvisierten Musik weit geöffnet. Das Publikum liebt die changierende, nicht festgelegte, dabei keineswegs beliebige Mischung. Unter den Musikern hat sich inzwischen international herumgesprochen, dass das Moerser Publikum ein sehr offenes und begeisterungsfähiges ist. Dass nun die Zukunft des Festivals aus finanziellen Gründen wieder mal ungewiss ist, bleibt als bitterer Nachgeschmack.
Das Programm in Moers bot über Pfingsten so manche Sternstunde mit dem aktuellen Schaffen von spannenden Musikern aus vielen Ecken der Welt – ob New York, Island oder Kuba. (...) So klingt Musik, die Grenzen überwindet. Bleibt jetzt nur die Hoffnung: Auf Wiederhören 2017!
Rheinische Post, 18.05.16, Heribert Brinkmann
Moers Festival 2016
Moers Festival takes place in a small German town near the Dutch border and is rightly considered to be one of Europe’s leading festivals for jazz and broadly defined contemporary music, i.e. electronica, alternative rock and pop, and other related musics. (...) The festival strikes me as being a great success; it presents a programme full of interest and surprises that does not rely on big names but nonetheless draws huge crowds. For the whole of Saturday and Sunday the main auditorium was packed with over 2,000 people for bands that might not attract more than 200 people elsewhere. The festival has developed a reputation that facilitates the engagement of a large audience with unknown bands at the forefront of developments in the music. This led last year to the festival being awarded the Europe Jazz Network prize for the Most Innovative European Festival. So it was surprising to learn on the final day that the Artistic Director Rainer Michalke has offered his resignation in an attempt to bring to an end battles over funding with the local government authority.
Thejazzbreakfast.com (UK), 18.05.2016, Tony Dudley-Evans
Moers Festival 2016
Es hat stattgefunden, das 45. Moers Festival. Sicher war das nicht, erst am 10. März stand die Finanzierung. Und auch die Zukunft des Festivals scheint wieder offen zu sein. Doch zunächst zu den guten Nachrichten, also zu den Highlights der Musik. Reiner Michalke hat wieder ein abwechslungsreiches Festival kuratiert zwischen Minimalismus und Party, zwischen freier Improvisation und kompakter Pop-Musik. Er hat viele neue Talente gefunden und alte, bekannte in neuer Mischung angeboten. Da sollte für jeden etwas dabei gewesen sein. Sogar für Leute, die Pop-Musik hören. Die gibt’s ja auch noch, aber warum gerade in Moers? Den Auftakt bildete Carolin Pook mit „pezzettino 8“, eine Stück für 7-8 Geigen und Schlagzeug-Elemente. Collagenartig, wachsend. Etwas für den ausgeruhten Festivalbesucher. Carolin Pook ist Moers aktuelle Improviser in Residence. Man wird über das Jahr noch von ihr hören.
Endoplast.de, 18.05.2016, Manfred Ganswindt
Draußen kalt, aber innen heiß!
Der moers festival-Sound heizte den Zuschauern ein
Mit dem 45. moers festival an Pfingsten verwandelte sich Moers wiederum für vier Tage in die Welt-Hauptstadt der improvisierten Musik. Von der Bühne der Festivalhalle sowie den Aufführungen bei den „morning sessions“ (Musikschule Filderstraße), den „night sessions“ (Röhre) und der Stadtkirche konnten die Besucher 30 außergewöhnliche Konzerte sehen und hören. (...) Das moers festival 2016 brachte wieder einmal Premieren, Skurriles, Anmutendes, noch nie Gesehenes und nie Gehörtes, Kurioses und Extravaganzen. Die Avantgarde der Jazz’n’Impro-Künstler kam aus aller Welt für vier Tage nach Hause. Denn hier in Moers ist deren Heimstatt, hier dürfen sie vortragen, hier dürfen sie frei sein, frei mit Musikern aus anderen Ländern und Kontinenten zusammen spielen. Eine Einladung nach Moers kommt in der Szene einer Adelung gleich. Nach jedem Auftritt bedanken sie sich auf der Bühne, danken dem Publikum für ihr feines Gespür und der Stadt, in der sie sich so wohlfühlen. Und hinter der Bühne folgt der Dank dem künstlerischen Leiter, Reiner Michalke, dass er ihnen solch einen Auftritt möglich machte. Mit seinem weltweiten Netzwerk findet er Jahr für Jahr die neuen Helden der Improvisation. Die schon bekannten Helden kommen gerne mit neuen Programmen und anderen Besetzungen wieder, in dem Wissen, in Moers neue unerhörte Klänge der Kollegen aufsaugen zu können.
Wochenmagazin Moers, 18.05.2016, Klaus Denzer
Das Hohelied der freien Improvisation
Immer noch steht das Moers-Festival für wahre Entdeckungsreisen
Denn mehr denn je steht „Moers“ für eine schier unendliche Entdeckungsreise durch den Musikkosmos. Weitgehend unbekannte Musiker und Projekte, ungewöhnliche Band-Konstellationen, Stilverquickungen, überwundene Genregrenzen, Wagnisse – all das gab es auch diesmal.
Kölner Stadt-Anzeiger, 18.05.2016, Martin Woltersdorf
Høgdepunkt i Ornettes ånd
Avslutningskonserten med Becca Stevens og vedunderbarnet Jacob Collier må kunna skrivast på kontoen for sær programmering. Eg har høyrt Stevens ved fleire høve, og hennar folkemusikkinfluerte uttrykk kan eg gjerne lytta til fleire gonger, men å seia at denne duoen representerer noko som naturleg skulle avrunda den 45. Moers festival, er å ta hardt i. Collier har blitt geniforklart av Quincy Jones, og det er ikkje tvil om at han både som vokalist og pianist har mykje å fara med, men her blei omgangen hans med Vocoderen etterkvart ganske føreseieleg.
salt-peanuts.eu (DK, SE, NO), 17.05.2016, Lars Mossefinn
Harold López-Nussa steelt de show in Moers
Tot maart van dit jaar was het nog niet helemaal zeker of de 45ste editie van Moers Festival, traditioneel in het Pinksterweekend, kon plaatsvinden. Maar met subsidie uit Berlijn en het besluit van de gemeenteraad van Moers in maart was er definitief groen licht voor het vierdaagse festival, dat internationaal bekend staat om de vernieuwende programmering. Wij waren erbij op zaterdag, de tweede festivaldag in de Duitse plaats, niet zover van Venlo en vlakbij Duisburg.
Sinds drie jaar vind het plaats in de festivalhal, die in de plaats is gekomen van de grote tent die jaren daarvoor de bühne vormde. Met deze weersomstandigheden geen overbodige luxe. Het is koud in Moers, net zoals in Nederland, een tegenvaller voor de vele festivals die traditioneel met Pinksteren plaatshebben.
writteninmusic.com (NL), 17.05.2016, Wouter Schenk
Moers: Festivalchef bietet Rücktritt an
Moers. Reiner Michalke, Leiter des Moerser Jazzfestivals, vermisst den Rückhalt. Auf der Bühne erlebte das Publikum eine junge Musikergarde, die sich in dem Spannungsfeld von Komposition und Improvisation bewegt. Für die Zuhörer schien alles wie immer beim Moers-Festival: Als Jeremy Flower sein Projekt "The Real Me" präsentierte, gab es in der Festivalhalle in Moers keinen freien Platz mehr; die Zuhörer standen oder saßen sogar auf den Stufen, die zur Tribüne hinaufführen. Und beim Auftritt des kubanischen Pianisten Harold López-Nussa, der seine Leidenschaft für den Jazz mit lateinamerikanischen Klängen mischt, wollte ihn das Publikum nicht ohne Zugabe von der Bühne lassen. Mehr als 100 Musiker spielten für eine Zuhörerschaft, die die Klangexperimente begeistert aufnahm.
Carolin Pook, die auf Einladung des künstlerischen Leiters Michalke als Stadtmusikerin für ein Jahr in Moers lebt und arbeitet, legte mit ihrer Komposition "Pezzettino 8" eine umjubelte Festivaleröffnung hin.
Rheinische Post, 17.05.2016, Anja Katzke
Musik zwischen Konzentration und Party beim Moers Festival
Moers. Das Moers Festival widmete sich dem Klangexperiment, dem Klavier und der Abteilung Spaß pur. Moerser Tim Isfort überzeugte mit wunderbaren Kompositionen. Man könnte meinen, jetzt erst recht: So eine Party quer durch die Generationen hat Moers lange nicht mehr gefeiert wie am Sonntag mit dem energiegeladenen Trio Moon Hooch. Es braucht: Ein Tier von einem Drummer, der gleich zu Beginn eine Ansage macht, indem er mit nacktem Oberkörper auf die Bühne kommt, und zwei technisch herausragende Saxofonisten, die aber gleichzeitig durch U-Bahnmusiker- Zeiten gestählt sind darin, wie man Zuschauer sofort und ohne Umweg packt. Das funktionierte auch in der Festivalhalle. Es hielt nur wenige auf ihren Sitzen. Am Rand und in den Gängen, wenn es sein musste auch zwischen den Stühlen, hopste und feierte das Publikum ausgelassen wie selten. (...) Ansonsten servierte der künstlerische Leiter Reiner Michalke zuverlässig und dramaturgisch geschickt das, was in aller Bandbreite zum Festival gehört. Alles drin, alles dran.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 17.05.2016, Karen Kliem
Die klanglichen Gegensätze in der Festivalhalle
Mit Jeremy Flowers "The Real Me" und dem Harold López-Nussa Trio standen am Samstagabend zwei musikalisch sehr gegensätzliche Gruppen auf der Bühne in der voll besetzten Festivalhalle. Das Projekt um den amerikanischen Komponisten und Gitarristen Jeremy Flower feierte mit dem Song-Zyklus "The Real Me" in Moers seine europäische Premiere. Die einzelnen Lieder handeln von der Erfahrung des Älterwerdens und der Erkenntnis, dass man wertvolle Lebenszeit sinnlos verschwendet hat. (...) Davon konnte hingegen beim Auftritt des Harold López-Nussa Trios aus Kuba keine Rede sein. (...) Die Kompositionen des Trios waren gekennzeichnet durch eine Vielzahl abwechslungsreicher Rhythmuswechsel, viel Raum für beeindruckende Soli und Improvisationen auf allen drei Instrumenten und eine unbändige Spielfreude, der sich die Festivalbesucher nicht entziehen konnten. Während es Harold López-Nussa bei seinen halsbrecherischen Klavierläufen kaum auf seinem Klavierhocker hielt, begeisterte sein Bruder Ruy Adrian López-Nussa mit einem fantastischen Schlagzeug-Gewitter.
Rheinische Post, 17.05.2016, Jan Caspers
Moers Festival zeigt den Film "End of Summer"
Leider konnte Jóhann Jóhannsson seinen Film "End of Summer" in Moers krankheitsbedingt nicht selbst vorstellen. Das taten am Freitag seine Musikerkollegen, die Cellistin Hildur Gudnadóttir und der Schlagzeuger Robert Lowe. Der Film, der im Stil einer Super-8-Kamera gedreht wirkt, beschreibt mit überlangen Einstellungen 20 Tage des Sommers in der Antarktis, der auf einen Tag zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zusammengefasst ist, wie beim Stück "Fordlándia", das sozusagen der Gegenpart zu "End of Summer" ist und nur halb so lange dauert.
Pinguine, Eisberge und Wasser sind zu sehen, immer wieder Wasser als Metapher für das Meer der Seelen der Menschen. Wenn vom Keyboarder ein sphärischer Klang zu hören ist, von der Cellistin ein sanftes Streichen über die Saiten oder vom Schlagzeuger, der diesmal auch das Keyboard spielte, ein leiser Schlag auf eine Klangschale, scheinen nicht nur die 20 Tage des Sommers in der Weite der Antarktis zu Ende zu gehen. Es verabschiedet sich eine ganze Ära, eine Ära der Menschen, denen die Pinguine in ihren Fräcken so ähneln.
Rheinische Post, 17.05.2016, Peter Gottschlich
Moers 2016, 4. Festivaltag
...der kürzeste Tag des Festivals begann mit einer sympathischen Big Band aus Portugal, dem Lisbon Underground Music Ensemble, das selbstverständlich nicht das präsentierte, was es im Titel führt (wer löst überhaupt noch selbstgewählte Ansprüche ein?), sondern den Overground zwischen Willem Breuker und Frank Zappa abfischt (ohne das Handwerk des letzteren), zu überraschenden Kontrasten und mitunter unkonventionellen Lösungen findet, z.B. fieldrecordings. (...) Höhepunkt des Tages, wie erwartet, und am anderen Ende der Fahnenstange in puncto Handwerk, Konzentration, Konzeption: Amok Amor, beinahe eine Art Jazz-Zirkusnummer, in der das schnellste Blech vom Balkan im Geiste von Ornette Coleman durch die Decke eilt. Die vier sind so gut drauf, dass sie ihrem Vollgas-Jazz jede Menge Stolpersteine erlauben, die andere aus der Kurve trügen. Balladen brauchen sie immer noch nicht, und wenn's schon Speed Metal gibt, warum nicht auch Speed Jazz?
Jazzcity.de, 17.05.2016, Michael Rüsenberg
Im Radio & TV:
LATE NIGHT JAZZ -> Rückblick auf das MOERS FESTIVAL 2016
Das in diesem Jahr zum 12. Mal von Reiner Michalke kuratierte Festival lockt schon seit 1972 musikinteressierte Besucher aus ganz Deutschland, Europa und Übersee am Pfingstwochenende in die beschauliche Stadt am Niederrhein. Die stilistischen Grenzen des Programms sind fließend: Etiketten wie 'Jazz", "Neue Musik", "Rock' oder "Noise" müssen nicht bemüht werden. Das Moers Festival steht für Offenheit und Suche nach Neuem.
Kulturradio RBB, So 22.05.2016, Ulf Drechsel
Jazz-Zeit
Bericht vom moers festival
Radio Unerhört Marburg, So 22.05.2016, Constantin Sieg
Hátalarinn - Hátalarinn í Moers
Sagt frá heimsókn á tónlistarhátíðina í Moers á Þýskalandi. Hún hefur verið starfrækt síðan 1973. Einnig komið inná tónleika kórs Langholtskirkju í kvöld.
RÚV- The Icelandic National Broadcasting Service (IS), Mi 18.05.2016, Pétur Grétarsson
SWR2 Cluster...
...blickt auf das musikalische Pfingstwochenende zurück: Wir sprechen über das Festival für improvisierte Musik in Moers, das trotz finanzieller Zitterpartie im Vorfeld stattgefunden hat.
SWR2, Di 17.05.2016, Christiane Peterlein im Gespräch mit SWR2 Jazz-Redakteur Günther Huesmann Südwestrundfunk
Jazz aktuell -> Im Festival-Rausch
Das Moers Festival in der kleinen Stadt am Niederrhein im deutschen Nordrhein-Westfalen hat sich als wichtiges Ereignis für avancierten Jazz und improvisierte Musik international etabliert. Mittlerweile existiert es seit über 40 Jahren. Ziel ist es, die neuesten Strömungen einer Musik zu präsentieren, die wie keine andere im Augenblick entsteht und von ihm lebt. Vier Tage lang wird nach den Möglichkeiten zwischen Krach und Stille, zwischen Form und Pulverisierung derselben geforscht, gestern Abend ging das Festival zu Ende und Jan Tengeler zieht Bilanz.
SRF 2 Kultur (CH), Di 17.05.2016, Jan Tengeler
Lokalzeit Duisburg
Bleibt er oder bleibt er nicht? Zum Abschluss des Jazzfestivals in Moers hat der Künstlerische Leiter Reiner Michalke seinen sofortigen Rücktritt angeboten.
WDR Fernsehen, Di 17.05.2015, Beitrag von Petra Vennebusch
Frühkritik
Moers 2016 - Festivalkritik
Deutschlandradio Kultur, Di 17.05.2016, Jan Tengeler
WDR 3 – Konzert -> 45. Moers Festival 2016
Live und in Mitschnitten vom Vortag präsentiert WDR 3 die Musik des 45. Moers Festivals – mit Highlights aus Island, Kuba, Deutschland, USA, Slowenien und Portugal.
WDR 3, Sa 14.05.2016, Moderation: Götz Bühler & Tobias Kremer, Redaktion: Bernd Hoffmann
(Anmerkung: Diese Pressestimmen stellen keineswegs ein vollständiges Abbild aller bisher erschienen Presseveröffentlichungen dar. Die Reihenfolge der Zitate folgt einer rein chronologischen Ordnung und keinem alphabetischen oder sonstigem Kriterium.)